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Bericht Sedivackuv Longtrail / FISTC EM Mid u. Long in Destne (CZ)

 

Dieser Bericht soll Nachlese, Vorfreude und Laudatio zugleich auf eines der außergewöhnlichsten Langstreckenrennen Europas sein.

In Destne, einem heimelichen Wintersportort im tschechischen Adlergebirge gelegen, fand vom 21.01.-24.01.2004 im Rahmen der 8. Wiederholung des Sedivackuv Long die FISTC Europameisterschaft MID + Long statt. 140 Teams hatten für S.L., zugleich tschechische Langstreckenmeisterschaft und die EM gemeldet. Dieser ungeheuere Organisationsaufwand wurde (Europa-) meisterlich von Andrea und Pavel Kucera und einer unzähligen Helferschaar zu aller Zufriedenheit bewältigt. Perfekte Organisation, 3-sprachige Musherbesprechungen und eine erstklassige Bewirtung u. Versorgung durch die Pension Kristina sind Garanten für eine herausragende Veranstaltung. Längst hat sich auch das familiäre Klima der Longtrailer herumgesprochen, doch hier in Destne ist tatsächlich noch ein Hauch Jack Londons zu spüren. Sei es beim Biwak, nach der 2.Tagesetappe in der Nähe eines verlassenen Bauernhofes oder den Allabendlichen musikalischen Live Auftritten in der Pension.

Am Dienstag erfolgte während des ganzen Tages der Hunde-Check durch die Offiziellen der FISTC und des Org.Teams. Gegen 19.00Uhr versammelte sich die Musherschaar mit den jeweiligen Nationen Tafeln ausgestattet um anschließend mit Fackeln den stimmungsvollen Fußmarsch ins Ortszentrum zur Eröffnungsfeier anzutreten. Der einsetzende Schneefall hielt bei -10° die ganze Nacht bis Mittwochvormittag an. In den Bergen war bis zu 1m Neuschnee gefallen. Auch der Einsatz von mehreren Skidoos während der Nacht konnte den „pulverigen“ Trail nicht verfestigen. Eine knochenharte Etappe erwartete die Teilnehmer, Mid und Longtrailer gleichermaßen was sich in den Laufzeiten wieder spiegelte. Nach dem Start hieß es für alle Teilnehmer eine 8km lange Steigung bis zur Passhöhe zu erklimmen ein Vorgeschmack auf das was noch folgen sollte. Der Tiefschnee forderte von allen höchsten Einsatz,  koordinierter Skilauf hinter der Pulka war kaum möglich. Die Hunde ackerten unermüdlich. Ich selbst kann mich nicht erinnern jemals nach 55km derartig am Ende meiner Kräfte gewesen zu sein, selbst in Schweden nach mehr als doppelter Etappenlänge verspürte ich keine solchen Schmerzen. Da ich alleine angereist war hatte ich noch bis spät in den Abend alle Hände voll zu tun um Hunde zu versorgen und die Donnerstags Etappe ins Biwak vorzubereiten. Hans Molcik hatte von meinen Skiproblemen gehört und bot mir seine Klassik Langlaufski an, mit meinen Skatern hatte ich mich auf dem nur „Skidoo“ breiten Trail aufgerieben.

Beim Start zur Biwak Etappe sah meine Pulka aus wie ein Material Transporter, aber auch die Schlittensäcke der Gespannfahrer zeigten keine Falten mehr, sondern waren prall gefüllt. Die letzten 15 von insgesamt 65km an diesem Tag leistete mir Silvan Lanz Gesellschaft, die Bodenwanne seines Tobboggans war gebrochen und konnte mit Bordmitteln nicht repariert werden. Auch hier wurde schnell reagiert. Ein Skidoo bracht den Ersatzschlitten und Silvan konnte das Rennen fortsetzen. Am Biwakplatz angekommen hieß es zuerst Hunde versorgen, die sich satt und zufrieden in ihre Blankets kuschelten. In sternenklarer Nacht fielen die Temperaturen schnell auf -22°. Nach und nach trafen sich die Deutschen Teilnehmer im alten Bauernhaus zum traditionellen Abendgulasch (im Startgeld enthalten) und einem(??) Bierchen.  Von solchen Gesprächsrunden lebt die Kameradschaft und der Longtrail. Inzwischen erklangen auch schon wieder die Musikinstrumente in fröhlicher Runde. Noch vor Mitternacht bezog ich mein Nachtlager, das ich in den Schnee im Windschatten der Pulka geschaufelt hatte. Da ich den Biwaksack dem Zelt vorziehe, dauerte es auch nicht lange und meine beiden Mädels suchten meine Nähe. Unter einem grandiosen Sternenhimmel in klirrend kalter Nacht sanken wir in den verdienten Schlaf.

Ein traumhafter Wintertag erwartete uns am Freitag zum Rückweg nach Destne. Bereits ab 08.00Uhr startete Team auf Team, völlig problemlos und meist ohne Helfer, aus dem Biwakplatz. Wiederum leisteten meine Leihskier gute Dienste nur das ständige Wechseln  bergauf –bergab (waren die Skater wesentlich schneller) war etwas langwierig. Kurz vor dem passieren des Stake Out Bereiches und der Einschleifstelle der MID Teams ein weiteres a Ha-Erlebnis!! ein offener Bach bei -20°, zum springen zu breit, keine rettenden Schlittenkufen!! blieb nur Vollgas und durch mit den Skiern, in Sekundenbruchteilen waren die Bretter vereist. Den Holzstiel des nächsten Trailschildes benutzte ich zum abkratzen des Eises, genau an der Stelle wo pünktlich alle 2min ein MID Gespann aus dem Startbereich kreuzte. Meine Hunde konnten der Zwangspause nichts abgewinnen und wollten jedem vorbei kommenden Team hinterher. Nach beschwerlichen 62km erwartete mich mein persönlicher Starthelfer (Danke hierfür) Achim Kölzow, der auf der MID Strecke unterwegs war, schon im Zielbereich. Er hatte während der letzten MID Etappe einen bedauerlichen Rennunfall der Ihm alle Titelchancen zum Europameister raubte. Die letzten Kilometer zum Ziel legte er zu Fuß zurück und wurde als Vize belohnt. Never give up!

Die Abschluss Etappe über 55km bei strahlendem Sonnenschein und ausgezeichneter Fernsicht empfand ,so glaube nicht nur ich, ein jeder als Schaulaufen und Genuss in der traumhaften Landschaft des Adlergebirges. . Inzwischen war der Trail durch die Masse der Starter auch entsprechend verbreitert und verfestigt. Gegenüber dem Starttag hatten die meisten Gespanne auf gleicher Strecke  mehr als eine Stunde schnellere Laufzeiten.

Letztendlich absolvierten die Longtrailer 237km bei denen das Erlebte die Strapazen schnell vergessen ließ. Nicht umsonst ist der Sedivackuv Long ein Rennen der Iron Sleddogman Serie.

Es folgte eine Siegerehrung die im Rennzirkus ihres gleichen sucht. Bei der sich die Rennleitung zuerst bei den Helfern bedankt die berechtigt rauschenden Applaus ernten.! Sieger, Plazierte und Finisher wurden anstelle von Konfettiregen mit rein biologischen Buchensamenwürfen und Sachpreisen geehrt. Der anschließende Abschlussabend mit instrumentalen Highlights und tschechischen Volksweisen war der schwungvolle Ausklang dieser Veranstaltung. Selten haben wir uns bei einem Rennen so wohl gefühlt, „Zuhause bei Freunden“.

Natürlich gab es auch Deutsche Europameister, wer Ergebnislisten vermisst findet sie, zusammen mit weiteren tollen Bildern und dem Kontakt zu Andrea und Pavel, im Internet unter www.czechlongtrail.com.

Abschließend darf ich noch im Namen aller Teilnehmer Michael Landau die besten Wünsche im Kampf gegen die Leukämie überbringen.


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